Samstag, 22. Oktober 2011

MORRISSEY - "Bona Drag" Remastered

INFORMATIV
"Bona Drag" ist nun zwanzig Jahre alt und da die Popkultur nichts mehr liebt als sich selbst und selbstreferenzielles, gibt es nun anlässlich des Jubiläums eine klanglich ausgereiftere Neuauflage des Morrissey-Klassikers. Als eine von Morrisseys ganz großen Errungenschaften steht das Album in Internetfanforen natürlich immer an vorderster Front, wenn es darum geht den Höhepunkt in Morrisseys schaffen zu definieren. Insofern natürlich eine geschickte Wahl für eine Neuauflage, seitens der Plattenfirma.
Wie üblich hat sich das Label nicht lumpen lassen und ein bis zwei kleine Änderungen vorgenommen, sodass der "wahre Fan" auch wirklich in Erwägung zieht die Platte zum zweiten, oder sogar dritten Mal zu erwerben . In diesem Fall wurde das Albumcover von bunt in Richtung monochrom veredelt und zusätzlich gibt es die obligaten Bonus Tracks. Immerhin sechs Stück an der Zahl.

OBJEKTIV
Steven Patrick Morrissey, mittlerweile mit Legendenstatus versehen und längst im Kanon (zumindest) der britischen Popkultur angekommen zeigt sich hier von seiner besten Seite. Er croont,  droht, fleht, klagt an, pflichtet bei und wie immer steht er dank seiner wandelbaren Stimme mitten im Geschehen der Songs und fungiert als Erzähler in Gegenwartsform. Inhaltlich zieht Morrissey alle Register und legt hier schon alle Nuancen zugrunde, welche er in den nächsten 20 Jahren seiner Karriere auf diversen Alben weiterverfolgen wird. Der Bogen spannt sich vom leicht gay-subculture infizierten Glampop von "Picadilly Palare" über die gesungene Brieffreundschaft "der etwas anderen Art" in "Last of the Famous International Playboys", schreckt nicht vor der paranormalen Begegnung mit den Geistern der Vergangenheit in "Ouija Board, Ouija Board" zurück, findet seinen vorläufigen Höhepunkt mit der klassischen Morrissey-Feel-Bad-Hymne "Everyday is like Sunday", einem Song der auch den schönsten Ferientag in ein formloses, graues Ungetüm verwandelt. Kontrovers darf man auch über "Bona Drag" diskutieren, wenn man denn möchte, handelt es sich doch bei einem "Suedehead", der Titel eines der schönsten Songs auf dieser Platte, um ein Mitglied einer Skinhead Subgruppierung.

SUBJEKTIV
"Mutter, lass mich in Ruh, nur Morrissey versteht mich jetzt!", so oder so ähnlich muss es klingen wenn 14jährige Teenager ihre Zimmertür zuschlagen und sich in ihre emotionale Welt zurückziehen. Merkwürdig vertraut ist diese Resonanz in mir, denn auch in meinen Zwanzigern fühle ich mich nicht anders sobald ich die Schallplatte auflege und Morrissey zu singen beginnt. Wie kein zweiter versteht es Morrissey sowohl Männer als auch Frauen an seine Weltsicht heranzuführen und Ihnen dadurch fast schon therapeutische Hilfestellung zu Teil werden zu lassen. Geschlechterunabhängig eint er seine Fans unter der Flagge der emotionalen Freiheit.
Nach all den Jahren ist diese Platte immer noch eines der prächtigsten Schmuckstücke in meiner Sammlung und hat auch in Form dieser Neuauflage nicht an Faszination verloren. Die Frage ob sich die erneute Anschaffung lohnt, muss ich mir nicht stellen, denn ein solch umfangreiches Stück Musik, geformt zu gleichen Teilen aus Arbeit, Liebe und Vision kann man nicht in "zu guter" Tonqualität besitzen.
Wer sich näher mit Morrisseys Solowerken auseinandersetzten möchte kommt ohnehin um diese Platte nicht herum.

DIE FORMEL
(Frank Sinatra ca. 1989*David Bowie ca. 1973)

physisch : hier
digital : hier

10/10

Vielen Dank fürs Lesen,
Listen Long and Prosper!

MORRISSEY - Everyday is like sunday



MORRISSEY - Ouija Board, Ouija Board




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