Sonntag, 30. Oktober 2011

BOY - "Mutual Friends"

INFORMATIV
Boy sind Valeska Steiner und Sonja Glass, zwei junge Damen aus der Schweiz beziehungsweise aus Hamburg. Ihre erste Platte "Mutual Friends" wird auf Grönland Records, dem Label von Herbert Grönemeyer veröffentlicht. Dort befindet man sich in der Gesellschaft von Bands wie den Veteranen "Gang of Four", den Hipstern "Fujiya & Miyagi" oder dem Elektro-Popper "Merz". Man kann also festhalten, dass es durchaus einer Adelung durch die Geschäftsleitung gleichkommt sein erstes Album in diesem handverlesenen Kreis veröffentlichen zu dürfen.

OBJEKTIV
Pop. Schönheit. Leichtigkeit. Eingängigkeit. Vier Worte die Boy wunderbar zusammenfassen. Die Stimme von Frl. Steiner klingt oft wunderbar erwachsen und kann Worte nicht nur schön aussprechen, sondern sie mit Sinn und Inhalt versehen. Besonders charmant ist es dann, wenn in Songs wie "Oh Boy" die Stimme doch wieder etwas jugendlicher klingt. Ebenfalls auffällig ist, dass nicht in jedem Song ähnliche Gesangsstrukturen gesucht werden, sondern jedem Song auch durch den Gesang seine eigene Persönlichkeit verliehen wird. Nicht auch nur einmal beschleicht einen das Gefühl mit Last-Minute-Füllmaterial abgespeist zu werden. Am instrumentalen Spektrum des Albums finden sich eine Menge unterschiedlicher Töne wieder: Klavier, Akustikgitarre, Steel(?) Gitarre, Ziehharmonika, Bass, Tamburin, Drums, Triangel uvm. und an einigen wenigen Stellen auch elektronische Klänge und Noise, wie etwa das Rütteln von Eisenbahnwagons auf Schienen oder eben Fuzz. All diese Klänge werden jedoch nicht zusammengepfercht in einen einzelnen Song, sondern jedem Lied wurde eine Auswahl an Instrumenten zugewiesen, sodass auch auf musikalischer Ebene jeder Song seinen eigenen Charme und Charakter entwickelt.
Stilistisch gesellt sich Boy also zur Créme de la Créme aktueller Folkpopsängerinnen wie Leslie Feist, Tori Amos oder Charlotte Gainsbourg.

SUBJEKTIV
Ein "Mutual Friend" ist laut definition ein "gemeinsamer Freund", also sozusagen eine dritte Person die mit zwei anderen Menschen befreundet ist. Zu Beginn weiss man es noch nicht, in dem Augenblick in dem man die Musik anstellt, aber bald darauf erkennt man was für ein herrlicher Titel für diese Platte ausgewählt wurde! Denn spätestens nach dem ersten Durchlauf sind wir alle Freunde, die Songs, Valeska, Sonja und man selbst.
Die Lieder sind wunderbare Begleiter auf dem Weg ins Büro, auf der Autobahn, ebenso wie im heimischen Polstermöbel vor dem Kamin: sie schmiegen sich ans eigene Leben und wollen Teil davon sein. Wunderbar samtig empfindet man den Gesang und eingängig sind die Lieder, ohne das lästige Gefühl, welches sich bei Popsongs nur allzu häufig vom Hinterkopf durch die Gehirnwindungen ins Bewusstsein schleicht: "Das hab ich schon x-mal gehört!". Nein, die Songs von Boy wollen gehört werden, nicht einmal, nicht zweimal, immer wieder.
Meine Favoriten sind das melancholisch-wütende "Boris", das Aufbruchsstimmung verbreitende "Drive" und der feelgood Hit "Little Numbers".
Gern oute ich mich als BOYfriend.

DIE FORMEL
(Leslie Feist 2004 - Elektronik)

physisch : hier
digital : hier

8,5/10

Vielen Dank fürs Lesen,
Listen Long and Prosper!
 BOY - "Boris"


BOY - "Little Numbers"


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