Mittwoch, 19. Oktober 2011

KRAFTKLUB - "Adonis Maximus" ep


INFORMATIV
Fünf Freunde sollt ihr sein. Sprachs, getan! Kraftklub sind also ein Chemnitzer Quintett, kokettieren gerne, ua. auch damit nicht aus "Chemnitz", sonder "Karl-Marx-Stadt" zu stammen, verunglimpfen nebenher die Kronjuwelen diverser Subkulturen oder stellen einfach mal den klassischen Generationskonflikt auf den Kopf. Ganz und gar keine Leisetreter also.
Die Frage nach der Lagerzugehörigkeit wird in Interviews gerne einmal abgewimmelt, man kann jedoch anmerken, dass der Sänger/Rapper Felix Brummer schon einige Jahre in der deutschen HipHop-Subkultur unter dem Pseudonym "Bass Boy" verbrachte, während der Rest der Gruppe unter dem Namen "Neon Blocks" ebenfalls schon länger in der (diametral-konträr ausgerichteten) deutschen Indiesubkultur firmierte. Nach vollzogener Fusion stellt man nun "Kraftklub" dar und präsentiert das Neugeborene:
"Adonis Maximus".

OBJEKTIV
Möchte man die ep "Adonis Maximus" in Zahlen ausdrücken, sähe das so aus: Acht Tracks, knappe fünfundzwanzig Minuten. Das macht laut Adam Riese: 3,125min pro Song. Perfektes Popformat also. Gitarrenpop im Postpunkgewand wohlgemerkt!
Denkt man an erfolgreiche Bands der letzten zehn Jahre aus dieser Kategorie kommt einem automatisch Franz Ferdinand in den Sinn, und das ist nicht unbegründet. Der Sound ähnelt dem des schottischen Quartetts ungemein: vom charakteristischen Gitarrentwang zu den trockenen Drums über die verspielten Soloausflüge des Basses: die Anleihen sind nicht von der Hand zu weisen. Felix Brummers Sprachgesang jedoch hebt die Bandpersönlichkeit soweit vom vermeintlichen Original ab, dass man kaum noch von einer Kopie sprechen kann. 
Überhaupt sind die Sprach- und Reimgewohnheiten, sowie  Sprachkapriolen der Frontmanns äußerst interessant. Manchmal lässt er sich dazu verleiten seine Stimme dem Song anzupassen, dann jedoch wird die Strophe überdehnt, ja fast schon annuliert, nur dem Gag in der Lyric zuliebe. Als Draufgabe wird gewimmert, geheult und ab und an der stimmliche Bogen bis zur Überdehnung gespannt, was den Songs aber immer unter die Arme greift, anstelle zum Effektgewitter zu verkommen. 
Wenn man wollte könnte man der Band eine gewisse inhaltliche Schizophränie attestieren, was vor allem daran liegt, dass sich über den Verlauf der Platte hinweg irrwitzigerweise ausgerechnet pubertärer Fäkalhumor mit pointiert-überschärften Analysen bzw. Karikaturen der grossen Themen wie zB.: Liebe oder Ruhm befinden.
Man wird auch ein bisschen den Verdacht nicht los, dass hier der "intellektuelle Überbau" vorhanden ist, wirkt doch alles ZU durchdacht ZU stromlinienförmig, als dass es natürlich gewachsen sein könnte. Gut möglich, dass einige dieser jungen Herren eines fernen Tages den Sprung in die Theaterlandschaft oder in sogenannte seriöse Medien wagen, á la Fehlfarben.

SUBJEKTIV
Spaß.Spaß.Spaß. Das empfinde ich. Zumindest ab dem zweiten Track denn leider finde ich verleitet das Intro nicheinmal ein bisschen zum Schmunzeln.
Die Jungs nehmen in "Fotos von mir" den angestrebten Ruhmesolymp nicht nur schonmal vorweg, sie überspringen ihn gleich um beim Überdruss desselbigen zu landen... einen Schritt zurück gehts dann bei "Zu Jung". Denn hier wird der adoleszente Generationskonflikt mit den überlebensgrossen Eltern zur Hymne an die Aussichts- und Hilflosigkeit des jugendlichen Individuums. Ich kann auch hier nicht anders als mich herrlich Unterhalten zu fühlen, sei es nun ob der eingedeutschten klassischen Rock'n'Roll Texteilen "Hey, Joe, wohin rennst du mit der Knarre?" oder "Jeder tanzt den Gefängnisrock" oder ob des Refrains "Unsere Eltern kiffen mehr als wir/ Wie soll man rebellieren?/Egal wo wir hingehen, unsere Eltern warn schon eher hier..." Als hörer wird man beim aufmerksamen Hinhören immer wieder mit schmunzeln oder kleinen Gedankenanstössen belohnt. So geht Entertainment 2011. 
Im Anschluss folgt der 3:22min Fäkalwitz "Scheissindiedisco", den man leider nur bis zum dritten Durchgang noch lustig findet, ab dann wirds mühsam.
Für mich persönlich das Highlight der Platte ist wohl der Song "Liebe" in dem ein liebeskranker Protagonist karikiert wird. Garniert wird der herrlich überzogene Inhalt mit den zuvor angesprochenen Sprachkapriolen, die die Stimmung jeder einzelenn Textzeile entweder unterstreichen oder ironisch zunichte machen. Der Track ist ein Erlebnis und definitiv eine ungemeine kreative Leistung. Grosses Kopfkino.
Musikalisch sprechen mich die Kraftklubber ungemein an, ist der Stil doch sehr gefällig und wunderbar poppig. Mitspringen und -grölen beim nächsten Besuch in der "Scheissindiedisco" ist garantiert.

DIE FORMEL
[(K.I.Z. x The Hives) / Buddy Holly] + eine Prise Harald Schmidt

digital : hier

7/10

Vielen Dank fürs Lesen,
Listen Long and Prosper!

KRAFTKLUB - "Zu Jung"

KRAFTKLUB - "Liebe"


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